In der Schlucht des Doubs
Zweieinviertel Stunden dauert die schnellste Zugsverbindung von Baden nach Le Locle. „Gare terminus“ meldet die Durchsage im Zug. Trotzdem: In Le Locle ist man nicht am Ende der Welt angekommen. Von hier gibt es täglich mehrere Zugsverbindungen nach Paris „Gare de Lyon“. Und mit dem Regionalzug erreicht man in sieben Minuten Les Brenets, den Grenzort zu Frankreich auf der anderen Seite des Hügelzuges. Aber auch zu Fuss eröffnet sich einem eine wunderbare Welt. Zum Beispiel unterwegs zum Saut du Doubs.
Gleich beim Bahnhof führt ein schmaler Weg zum Ortsteil Monts hinauf. Wir folgen den Wegweisern „Voie Révolutionnaire“ und kommen an einem alten Schulhaus vorbei. Die Glocke an der Fassade lädt geradezu dazu ein, ein paar Töne anzuschlagen. An den eisernen Turnstangen daneben versuchen wir uns nicht. Kurz nach dem Schulhaus geht der Weg in den Wald hinein. Es geht zuerst leicht abwärts an mächtigen Rot- und Weisstannen vorbei, bevor der Weg über Wiesen wieder hinaufführt auf La Saignotte, einem kleinen Weiler auf der Krete. Von dort geniessen wir einen traumhaften Weitblick. Wie ineinanderverwoben stehen die Hügelzüge der Franche Comté da. Wir marschieren ein kleines Stück auf einem asphaltierten Feldweg weiter und können uns kaum sattsehen am Blick in die Ferne.
Bald geht der Weg abwärts, an Hecken vorbei, über blühende Wiesen und durch lichten Frühlingswald. Bei einer kleinen Häusergruppe kommt uns der erste Wanderer entgegen. Auch ein Deutschschweizer. Er erkundigt sich nach einem Restaurant. Wir müssen ihn enttäuschen. Er erzählt uns von seiner Entdeckung der sehr seltenen Schachblumen in den Flachmooren von Les Goudebas, in der Nähe von Les Brenets. Neugierig schauen wir seine Aufnahmen an. Weil wir uns den Forellenschmaus im Hotel Saut du Doubs nicht entgehen lassen wollen, verzichten wir auf den Abstecher zum Flachmoor.
Der Weg wird steiler und führt durch den Wald in die Schlucht des Doubs hinunter. Unterwegs, kurz nach einer glitschigen Treppenpassage, entdecken wir die „Grotte des Faux-Monayeurs“. Wir ziehen unsere Köpfe ein und kriechen auf allen Vieren in das grosszügige Versteck. Wer wohl hier schon alles unbehelligt krumme Dinge gedreht hat?
Ein Stück weiter unten hören wir Stimmen. Kinder und Erwachsene belagern die moosbedeckten Steinbrocken und üben sich kletternd an der steilen Felswand. Quer über den Weg haben sie eine Slackline gespannt und laden uns zum Balancieren ein. Gar nicht so einfach! Wir marschieren weiter hinunter zur Schlucht. Die Forelle ruft.
Im alten Hotel Saut du Doubs kehren wir ein. Von der Terrasse blicken wir hinüber auf die französische Seite, wo festlich gekleidete Sonntagsausflügler dem Doubs entlang spazieren und Kinder in langen Röcken herumrennen. Der zappelige Kellner bedient uns freundlich und mit Humor - und verrechnet uns zum Schluss gleich noch die Konsumation des Nachbartisches.
Nach dem Essen erreichen wir in einer gemütlichen Viertelstunde den Saut du Doubs. Furchtvoll und beeindruckt verfolgen wir die Wassermassen, wie sie … Meter in die Tiefe stürzen. Je nach Wasserstand des Flusses vermittelt er Ruhe und Frieden, dann wieder energetisierende Kraft. Ein unvergesslicher Ort mit einer wohltuenden Atmosphäre in intakter Naturlandschaft.
Wir lassen den Wasserfall hinter uns und ziehen entlang des Lac de Moron, weiter. Der Weg schlängelt sich schmal entlang den steilen Felswänden und hoch über dem Stausee Bei der Abzweigung Richtung Les Planchettes verlassen wir die geheimnisvolle Schlucht. Durch den Wald geht es gleichmässig aufwärts. Bei Les Planchettes, einem kleinen, charmanten Juradorf auf 1‘063 m.ü.M., eingebettet zwischen dem Doubs und der Crête de Pouillerel, lädt das Restaurant de la Couronne zu einer Erfrischung ein. Nachher geht es an der Kapelle vorbei Richtung La Chaux-de-Fonds. In Le Maillard, einem typischen Jurabauernhof, stehen lange Tische vor dem Haus und wir kehren ein letztes Mal ein, geniessen die wunderbare Aussicht und erfreuen uns an den herumtollenden Zwerggeissen. Mit langen Schritten und beschwingt überqueren wir die Juraweiden und erblicken bald La Chaux-de-Fonds unten im Tal. Durch die schachbrettartig angelegte Stadt steuern wir an Strassencafés vorbei zum Bahnhof, einem multikulturellen Treffpunkt mit einem bunten Sprachengewirr.
Wanderzeiten:
Le Locle - Saut du Doubs 2 h
Saut du Doubs - Les Planchettes 2 h
Les Planchettes - La Chaux-de-Fonds 1 h 35
www.les-planchettes.ch
www.neuchateltourisme.ch
www.bergblumenwandern.ch